Das Schauspiel von Kultur und Kunst

Wie Festus erzählt, erhielt das Piceno seinen Namen, weil die Sabiner, die nach „Ausculum“, dem heutigen Ascoli, zogen, einen Specht (Lateinisch „picus“), den dem Kriegsgott Mars heiligen Vogel, zum Wappentier hatten, denn einst hatte sich ein Specht auf ihrer Fahne nieder-gelassen. Deshalb soll man sie h als „Piceni“ oder „Picentes“ bezeichnet haben.
Durch die Entdeckung zahlreicher Nekropolen, zwischen dem Foglia Fluß im Norden und dem Pescara im Süden, wurde festgestellt, dass hier vom 8. bis zum 1.
Jahrhundert v. Chr. eine besondere Kultur entstanden war, die sog. Pizenische Kultur, die die Geschichte Mittelitaliens bis zur Eroberung dieser Gegend durch die Römer bestimmt hat.
Die bedeutendsten Nekropolen mit reichen Grabbeigaben befinden sich in Novilara (Provinz Pesaro e Urbino), in Numana und Fabriano (Provinz Ancona), in Matelica und Pitino (Pro-vinz Macerata) sowie in Belmonte Piceno (Provinz Fermo).
Nachdem Aucona schon in der Bronzezeit Sitz einer Siedlung gewesen war, dann zu einem bedeutenden Ort der Pizener wurde, nahm die Stadt um 390 v. Chr. eine Gruppe Verbannter aus Syrakus auf, 1, die - zusammen mit den Pizener - einen blühenden Handel mit dem Orient entwickelten. Auch das nah gelegene Numana, ein antiker Hafen der Pizener, pflegte rege Verbindungen mit der griechischen Kultur. Im 4. und 3. Jh. v. Chr. waren die mittleren und nördlichen Marken bis zum Esino von den keltischen Stämmen der gallischen Senonen besetzt, mit Siedlungen in Arcevia, Senigallia, Osimo und Filottrano. Erwähnenswert die herrlichen Schmuckstücke aus dieser Zeit, heute im Archäologischen Nationalmuseum der Marken ausgestellt. Nach der Schlacht von Sentinum (295 v. Chr.), in der gallische Senonen und Samniten gegen Römer und Pizener gekämpft hatten, besetzten die Römer das gallische Gebiet zwischen Camerino und Sassoferrato (das antike Sentinum) und nannten es „ager gallicus“, um dessen besondere Kultur zu unterstreichen.
In den folgenden zwei Jahrhunderten drangen sie in das übrige Gebiet vor und richteten die Reichsstraße Flaminia ein, die noch heute Rom mit Fano verbindet, wie auch die Salaria, die schon zur Zeit der Pizener bestanden hatte und über die das Salz der Adria vom Porto d'Ascoli nach Rom befördert wurde. Zeugnisse der römischen Siedlungen und Municipia sind noch heute in der Anlage einiger Städte (Pesaro, Fano, Senigallia, Jesi und Ascoli Pi-ceno) und in verschiedenen Bauwerken erhalten (in Ancona der Trajansbogen, an der Via Flaminia in Fano der Augustusbogen, in der Furlo Schlucht bei Acqualagna der Tunnel des Vespasian, 76 n. Chr.; in Cagli die Mallio-Brücke, in Cantiano, OT Pontericcioli, die Grosso-Brücke, an der Via Salaria in Ascoli Piceno das Gemina-Tor und die Solestà-Brücke). Von besonderen Interesse sind die goldenen Bronzen von Cartoceto di Pergola und die Lysippos zugeschriebene Bronzestatue, die man im Meer vor Fano gefunden hat und die heute im Getty Museum in Malibù, Kalifornien, ausgestellt ist.
Fundstücke aus der Pizener, gallischen und römischen Kultur sind in den großtenteils staatlichen archäologischen Museen (Ancona, Arcevia, Urbino, Pesaro, Pergola, Cingoli, Urbisaglia und Ascoli Piceno) und in den zahlreichen Archäologieparks (Fossombrone, Sassoferrato, Castelleone di Suasa, San Severino Marche, Urbisaglia, Falerone und Cupra Marittima) ausgestellt.
Zu den archäologischen Parks gibt es noch weitere archäologische Gebiete: Colombarone bei Monte San Bartolo in der Provinz Pesaro e Urbino, Fenice In Senigallia, Potentia in Porto Recanati.

  • Antike freilufttheater

    In den römischen Theatern und Amphitheatern der Marken werden sowohl die antiken Komödien des Plautus als auch griechische Tragödien aufgeführt.
    Im Sommer finden derartige Aufführungen im römischen Amphitheater (1. Jh. n. Chr.) der antiken „Urbs Salvia”, dem heutigen Urbisaglia (Provinz Macerata) sowie im Theater (1. Jh. n. Chr.) des römischen Ortes „Falerio“, dem heutigen Falerone (Provinz Fermo) statt. Beide Theater liegen in einem Archäologiepark mit entsprechendem Museum.

  • Archäologieparks

    Einen bedeutenden Rang unter den Kulturgütern hat die Archäologie. In den verschiedenen Provinzen sind sieben Archäologieparks eingerichtet: Forum Sempronii, im OT San Martino del Piano (Fossombrone) in der Provinz Pesaro e Urbino, Sentinum südlich von Sassoferrato und Suasa Senonum in Castelleone di Suasa in der Provinz Ancona, Septempeda in San Severino Marche und Urbs Salvia in Urbisaglia in der Provinz Macerata, Falerius Picenus, im OT Piane, 2 km vom heutigen Falerone (Provinz Fermo) entfernt, Cupra Maritima nördlich des Ortes Cupra Marittima in der Provinz Ascoli Piceno. Daneben befinden sich auch entsprechende Museen.